Haus «zum Vergnügen»

Bäumleingasse 14

An diesem faszinierenden Baukomplex lässt sich besonders viel von der Baugeschichte der Basler Altstadt bis zu einem Kompromiss im 21. Jahrhundert ablesen.

Den Ausgangspunkt der Bebauung bildete ein turmartiger Wohnbau des 13. Jahrhunderts im hinteren Bereich der Parzelle, 12 Meter vom heutigen Strassenverlauf entfernt. Im Jahr 1327 ist dokumentiert, dass Graf Rudolf IV. von Thierstein, ein Domherr zu Strassburg, im Gebäude Wohnrecht besass. Nach dem Erdbeben 1356 ging das Haus in den Besitz der wohlhabenden Händlerfamilie «Zer Sunnen» über. Als Angehörige der Achtburger waren sie regelmässig Mitglieder des Rats. Viermal amtierten Familienangehörige als Oberzunftmeister, Konrad (vor 1355 bis 1396/1398) wurde gar Basler Bürgermeister und nahm als Gesandter an den Verhandlungen des Schwäbischen Städtebunds teil, dessen Zweck es war, reichsstädtische Rechte gegenüber den Landesfürsten zu sichern. Die Fragmente von Rankenmalerei mit fünfblättrigen Rosen im grössten Raum des zweiten Obergeschosses stammen aus diesem Zeitraum. Die in den Keller führende Sandsteintreppe dürfte noch aus der Zeit vor 1417 herstammen. 

Nach dem verheerenden Stadtbrand von 1417 mussten sämtliche Balkendecken ersetzt werden. Danach übernahm 1446 der Adlige Rudolf von Ramstein mit seiner Frau Ursula von Geroldseck (1430-1477) das Anwesen. Sie erweiterten die Grundfläche um das Doppelte, wodurch der Bau seine aktuelle Grösse erreichte. Davor befand sich der heute von einem Neubau eingenommene Hof. Aus dieser Zeit stammt die Täferstube mit Bälkchendecke und einem vierteiligen Staffelfenster im ersten Obergeschoss. Es heisst, Ursula von Geroldseck habe ihren Mann Rudolf verlassen, weil er in seiner Burg bei Bretzwil noch eine Nebenfrau hatte. Rudolf von Ramstein starb 1459 und wurde in der Neuenburgerkapelle des Münsters, der Familiengrablege der Ramsteiner, beigesetzt. Zehn Jahre später, Im Besitz des Domstifts, erhielt der Bau ein weiteres Geschoss und ein neues Dach.

Von weiteren Besitzern und Veränderungen erfährt man erst über 200 Jahre später. In diese Zwischenzeit fällt jedoch die Bemalung der Balkendecken in den zwei oberen Geschosse, wovon der durch Stützen gegliederte Raum im dritten Stockwerk durch seine stark kontrastierende Bemalung der Balken mit geflammten Linien auffällt.

Daniel Bruckner (1707-1781), Jurist und Urkundenschreiber des Rats, zog 1732 mit seiner Sammlung von Antiquitäten und Naturalien in das alte Gemäuer, wo er bis zu seinem Tode wohnen blieb, und verlieh ihm den Namen «Zum Vergnügen».

Dort verfasste er von 1748 bis 1763 seine berühmte Schrift «Versuch einer Beschreibung historischer und natürlicher Merkwürdigkeiten der Landschaft Basel». Er ersetzte die über drei Stockwerke laufende Blocktreppe des 15. Jahrhunderts mit einer neuen Treppe im zeitgemässen Stil mit einem vierkantigen Antrittspfosten und fein differenzierten Balustern. Die Decken liess er mit Stuck aus der Frühphase des Rokoko versehen, ebenso einen Raum im zweiten Obergeschoss. 

Aus dem bürgerlichen Wohnhaus wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein Handwerkerhaus mit einem Ladenlokal, einem Magazin und einer Werkstatt. Der alte Bau aus dem Mittelalter verkam unbewohnt und sollte in den 1980-1990er Jahren einem Neubau weichen. Dank der hartnäckigen Opposition des Denkmal- und Heimatschutzes konnte er in seiner Struktur und seinen kulturell wesentlichsten, von der Vergangenheit des Gebäudes zeugenden Teilen erhalten werden.

So entstand auf dem Areal des früheren Hofes mit dem vom Architekturbüro Diener & Diener geschaffenen Wohn- und Geschäftshaus «ein Dialog von Alt und Neu auf höchstem Niveau». 


Literatur
Basler Bauten
KDM Basel-Stadt VII, 2006, S. 227-230